Gegensätze ziehen sich an? Warum das Quatsch ist!
Gegensätze ziehen sich an – wer hat diesen Spruch nicht schon mindestens einmal gehört? Dass das so einfach nicht ist, erklären wir hier.
„Gegensätze ziehen sich an“, sagt die Person zu ihrem Gegenüber, das sich gerade über das neueste Drama der eigenen Liebesbeziehung aufregt. Zum einen ist der beliebte Spruch absolut nicht hilfreich, wenn man sich gerade fragt, was genau man an dem*der Partner*in eigentlich überhaupt mag und ob die Beziehung so noch Sinn ergibt.
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Zum anderen ist der Spruch einfach Quatsch. Klar, bei Magneten mag das so gelten – aber lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse problemlos auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen? Wir haben 3 Beispiele herausgesucht, bei denen Gegensätze eher kontraproduktiv für eine gesunde und stabile Beziehung sind.
Religion und Beziehung verträgt sich nicht
Über Religion und Politik sollte man nicht sprechen, wenn man nicht Gefahr laufen will, mit dem Gegenüber in eine hitzige Debatte zu geraten. Über letzteren Punk sprechen wir noch, doch schon Religion für sich reicht aus, um schnell Spannungen in einer Partner*innenschaft zu erzeugen, die alle Seiten eher wenig schätzen dürften.
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Es ist ja so: Religion ist etwas ungemein Persönliches – und die wenigsten Leute lassen sich ihre Weltanschauung gerne madig reden oder gar von einer fundamental anderen überzeugen. Ein*e Atheist*in, der*die mit einer hochreligiösen Person zusammenkommt, wird wahrscheinlich viele Diskussionen führen müssen. Und zwar regelmäßig. Kommt hier noch die Überlegung eines gemeinsamen Kindes mit ins Spiel (Stichwort: Erziehung – religiös oder nicht?), geraten die Betroffenen schnell an ihre Grenzen.
Politik und Beziehung sind auch nicht besonders eng befreundet
Kommen wir zum versprochenen zweiten Punkt: Politik. Je nach Tiefe einer Freund*innenschaft können manche Menschen es sicherlich tolerieren, dass ihre Freund*innen teils liberalere/konservativere Meinungen zu gewissen Themen haben. Doch gehen die Meinungen in fundamentalen Dingen (Menschenrechte, LGBTQ+, Asyldebatten) zu weit auseinander, kann das kaum eine tiefe Freund*innenschaft lange überstehen. Gleiches gilt in einer Beziehung. Natürlich können politische Einstellungen in ruhiger und sachlicher Weise besprochen werden – doch das heißt noch lange nicht, dass man sich „in der Mitte“ bei so etwas treffen kann. Je fundamental unterschiedlicher die Einstellungen zu Themen sind, die der einzelnen Person sehr wichtig sind, desto schwerer lässt sich eine gesunde Beziehung aufrechterhalten und desto schwieriger wird es für die Betroffenen auch, negative Gefühle diesbezüglich nicht auf andere Bereiche des gemeinsamen Lebens zu übertragen.
Das liebe Geld
Geld ist ein Thema. Sicherlich für jeden Menschen mehr oder minder gewichtig (was oftmals mit dem Gewicht des eigenen Portemonnaies einhergeht), doch wir leben in einer Gesellschaft, in der Geld Teil und auch Ermöglicher des Lebens in nahezu allen Bereichen ist. Natürlich kann eine Person, die sehr gut verdient, ihren Traum der Weltreise erfüllen und ihre*n Partner*in auf eigene Kosten mitziehen. Natürlich kann sie sich bei Aktivitäten mit dem*der Partner*in auch zurücknehmen und mit einem kleineren Budget genau so viel Spaß haben. Die Frage ist nur, ob das auf Dauer gut geht. Allzu schnell kann sich das Gefühl breit machen, der*die Partner*in würde die andere Person „zurückhalten“.
Gegensätze ziehen sich an – was ist dran?
„Gegensätze ziehen sich an“ mag ein sehr beliebter Spruch sein, am Ende aller Tage ist er aber auch nicht mehr als das. Klar kann es sehr hilfreich sein, wenn sich die Partner*innen in einer Beziehung ergänzen: Die eine Person neigt dazu, etwas ängstlicher zu sein, die andere ist eher mutig und unternehmungslustig und spornt den*die Partner*in manchmal etwas an. Die eine Person zerdenkt oftmals Dinge, plant dafür aber für jede Gelegenheit und ist vorbereitet, während die andere Person gerne in den Tag hineinlebt. So etwas kann wunderbar funktionieren, wenn beide Seiten die Eigenschaften der jeweils anderen Person zu schätzen wissen.
Doch genau so heißt es ja „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ und auch hier ist etwas dran. Wir sind empathische Wesen, doch wir können uns nicht komplett in andere Menschen hineinversetzen. Eine gesunde Beziehung sollte das auch nicht voraussetzen, damit es nicht zu sehr tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten kommt. Genau so wenig brauchen wir einen Spiegel als Partner*in, der*die alles toll findet, was wir machen und es immer genauso machen würde. Schließlich ist es auch ein wundervolles Gefühl, mithilfe von anderen Personen über sich selbst hinauszuwachsen und den eigenen Horizont zu erweitern!
Kurzum: Es gibt nicht die eine Formel, die besagt, welche Art von Mensch mit jemand anderen zusammenpasst. Das können wir nur selbst herausfinden, ganz individuell, mit Zeit, Arbeit und Kompromissbereitschaft in Dingen, die uns nicht ausmachen.
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