Corona: Was die Maske bringt, wenn niemand sonst sie trägt
Die Maskenpflicht in Innenräumen fällt in Deutschland Stück für Stück weg. Schützt eine Maske dich, wenn niemand sonst eine trägt?
Aktuell sind laut RKI in Deutschland 64 Prozent der Gesamtbevölkerung doppelt geimpft. Weiterhin sinken die Inzidenzzahlen seit nunmehr zwei Wochen und liegen aktuell bei 60,3 bundesweit (Stand: 28.09.). Mit der steigenden Impfquote und den sinkenden Inzidenzzahlen werden auch die Corona-Maßnahmen stetig angepasst. In immer mehr deutschen Städten kippt die Maskenpflicht – auch in Innenräumen. Und während manche Bürger*innen froh sind, die Maske los zu sein, sind andere besorgt: Schließlich kann es zu Infektionen auch nach der Impfung kommen, wie das RKI bestätigt. Insgesamt 47.753 wahrscheinliche Impfdurchbrüche meldet das RKI seit dem 01. Februar (Stand: 28.09.). Zum Vergleich: Vor einer Woche waren es noch 39.228 Fälle. Allerdings steigt mit höherer Impfquote auch die Zahl der Impfdurchbrüche. Grund genug für manche Menschen, auf ihre Maske noch nicht verzichten zu wollen. Doch was bringt der einzelnen Person die Maske, wenn niemand sonst sie trägt? Ein Blick auf Studien gibt darüber Aufschluss.
Was Masken leisten können
Seitdem die Masken auf den Markt kamen – zunächst medizinische, schließlich FFP2-Masken – war immer davon die Rede, dass sie hauptsächlich andere Leute schützen sollen. Eine infizierte Person, die eine Maske trägt, stellt schließlich keine so große Gefahr für ihre Mitmenschen dar, wie jemand ohne Maske. Erfahrungen der vergangenen Monate zeigen: Das Ausmaß des Schutzes hängt vor allem von der Qualität der Maske ab und wie gut sie sitzt (und ob sie auch wirklich Mund UND Nase bedeckt …). Beispielsweise zeigte sich bei einem Corona-Ausbruch in der Schweiz, dass Gesichtsschilder, wie sie von vielen Leuten gerade zu Beginn der Pandemie genutzt wurden, keinen wirksamen Schutz bieten. Nur logisch handelt es sich dabei doch quasi um eine Plastikwand, um der die Aerosole problemlos herum schweben können. Eine Studie aus Tennessee stellte einen Zusammenhang dar zwischen dem Tragen von Masken und einer geringeren Zahl an Einweisungen ins Krankenhaus wegen COVID.
Wie wichtig gute Masken sind, bestätigt auch Linsey Marr, Professorin für Ingenieurswesen an der Virginia Tech und eine der weltweit führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Virenübertragung: „Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens, Wissenschaftler*innen, die mit gefährlichen Krankheitserregern arbeiten und Arbeitnehmer*innen, die bei ihrer Arbeit möglicherweise gefährlichen Partikeln in der Luft ausgesetzt sind, sind zum Schutz auf spezielle Masken wie N95-Masken angewiesen. Wir wissen also, dass hochwirksame, richtig angepasste Masken funktionieren.“ N95 sind in den USA zugelassene Schutzmasken, die in ihrer Wirkungsweise mit den in Deutschland zugelassenen FFP2-Masken vergleichbar sind. Laborstudien ergaben, dass Masken sehr wohl auch die Person schützen können, die sie trägt, allerdings kommt das Ausmaß des Schutzes bei den Studien auf folgende Faktoren an:
- Die Art der Maske
- Das Material, aus dem die Maske besteht
- Der Versuchsaufbau
- Die Art der Messung der Partikelexposition
Das sagen Studien zum Maskenschutz
Schaut man sich die Studien zum Thema Maskenschutz an, dann wird schnell klar: Eine Maske kann die potenzielle Gefahr, sich mit Viren anderer Personen anzustecken, verringern. Aber es kommt auf die Maske an! In einer Studie des Centers for Disease Control and Prevention kam heraus, das eine Standardmaske für Chirurg*innen (wie sie auch in Deutschland gerade häufig getragen wird) den*die Träger*in nur vor etwa 7,5 Prozent der Partikel bei einem simulierten Husten schützt. Der Schutz kann um fast 65 Prozent erhöht werden, wenn man die Schlaufen verknotet und die Seiten der medizinischen Maske einklemmt. Und für alle, die ihre Stoffmasken-Sammlung wieder hervorkramen möchten, eine gute Nachricht: Die Aussetzung gegenüber der Hustenpartikel wurde um 83 Prozent reduziert bei denen, die die chirurgische Maske zusätzlich mit einer Stoffmaske abdeckten.
Eine andere Studie der Virginia Tech kommt zu etwas anderen Ergebnissen, da die Testmethoden unterschiedlich waren: Hierbei wurde der Schutzfaktor von selbstgemachten und chirurgischen Masken und Gesichtsschutzschilden getestet. Die Ergebnisse kurz zusammengefasst:
- Große Partikel (wie bei einem Niesen) konnten von allen Masken gut abgewehrt werden
- Bei kleinere Aerosolpartikeln reichte der Schutz von nahezu Null bei einem Gesichtsschutz bis zu etwa 30 Prozent bei einer chirurgischen Maske
Auch hier kamen die Forscher*innen zum Schluss, dass eine zweilagige Maske einen besseren Schutz bietet, zum Beispiel eine Tuchmaske aus flexiblem, dicht gewebtem Stoff in Kombination mit einem Filtermaterial (wie einem Kaffeefilter oder einer chirurgischen Maske). Diese Kombination geben laut der Wissenschaftler*innen einen Schutz von 70 Prozent bei den am stärksten eindringenden Partikeln und rund 90 Prozent bei größeren Partikeln.
Eine Studie aus Tokio untersuchte die verschiedenen Arten von Masken und ihren tatsächlichen Schutz vor Coronaviren. Schon eine einfache Baumwollmaske biete laut den Ergebnissen einen leichten Schutz (17 bis 27 Prozent), eine chirurgische Maske einen mittleren (47 bis 50 Prozent) und den größten Schutz bot eine dicht sitzende N95-Maske (79 bis 90 Prozent Schutz), die mit einer FFP2-Maske vergleichbar ist.
Zusammengefasst zeigen die Studien zwar, dass eine Maske auch den*die Träger*in vor dem Corona Virus schützen kann, allerdings gibt es viele Variablen im Alltag, die eine Laborstudie kaum beinhalten kann, wie:
- Wie konsequent wird die Maske getragen?
- In welchem Zustand befinden sich die Maske?
- Wird die Maske korrekt getragen?
- Befindet sich die Person in einer Risikosituation?
- Wie hoch ist die Infektionsrate in der Ortschaft?
Es bleibt dabei: Eine Impfung ist noch immer der beste Schutz gegen das Virus, doch selbst geimpften Personen wird empfohlen, bei Menschenansammlungen oder großen Gruppen in geschlossenen Räumen noch immer eine Maske zu tragen. Besonders dann, wenn der Impfstatus der Menschen um einen herum nicht bekannt ist. Empfohlen wird auch das Tragen einer hochwertigen Maske – besonders, wenn man sich nicht im Freien aufhalten kann und die Menschen um einen herum keine Maske tragen. Dies sei in Bezug auf die hochansteckende Delta-Variante sehr wichtig, bestätigt auch Dr. Marr von der Virginia Tech: „Wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich mich ausschließlich auf meine Maske verlassen muss – es könnten ungeimpfte Personen anwesend sein, es ist voll, ich weiß nichts über die Belüftung – würde ich die beste Maske aus meinem Schrank tragen.“