Hilfe, meine Eltern trennen sich!

Es ist nie leicht, wenn sich die Eltern trennen! Auf einmal ist alles anders: keine gemeinsamen Urlaube mehr, Weihnachten verbringst du mal bei Mama, mal bei Papa. Manchmal musst du auch mit einem Elternteil umziehen, siehst den anderen nur noch selten. Kopf hoch! Hier erfährst du, wie du trotzdem nicht im Gefühlschaos untergehst, dich weiterhin gut mit beiden verstehst und welches Mitspracherecht du bei der Frage hast "Bei wem wohne ich in Zukunft?".

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Was tun, wenn die Eltern sich trennen?
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Nur noch Streit: Deine Elter trennen sich endgültig

Deine Eltern haben beschlossen, dass sie nicht mehr zusammen leben wollen? Für die meisten ist das erst mal ein Schock. Selbst wenn du als Jugendlicher weißt, dass nicht jede Beziehung ewig hält, schmerzt die Trennung der Eltern auf eine ungeahnte Weise. Mit diesen Tipps überstehst du die traurige Situation bestmöglich:

1. Die Trennung geht alle an – Melde dich zu Wort!

Erwachsene in Trennungssituationen sind manchmal so von ihrem Beziehungsstress eingenommen, dass sie die Kinder viel zu wenig einbeziehen. Natürlich sollst du nicht in den Konflikt geraten. Denn den kannst auch du nicht lösen. Aber in die Planungen für die Zeit während und nach dem sich deine Eltern getrennt haben, solltest du auf jeden Fall integriert werden. Schließlich ist es auch für die Kinder wichtig zu wissen: Was wird jetzt passieren? Wie werden wir wohnen und wer zieht mit wem wo hin? Und wann wird das passieren? Wenn du merkst, dass das alles über deinen Kopf hinweg geregelt werden soll, misch dich ein. Denn als Jugendlicher hast du ein Mitspracherecht.

2. Ergreife keine Partei!

Eine Trennung ist eine Sache zwischen den Erwachsenen. Und auch wenn du vielleicht einiges mitbekommen hast, was zwischen deinen Eltern gelaufen ist: Du darfst beide Eltern lieb haben und weiter den Kontakt halten! Denn du bist das Kind und kannst nichts dafür, dass sich deine Eltern trennen. Es ist oft schwer, sich nicht von einem Elternteil gegen den anderen aufwiegeln zu lassen. Du kannst eventuelle Versuche aber abblocken, indem du sagst: "Ich möchte zu euch beiden ein gutes Verhältnis haben. Deshalb haltet mich bitte aus eurem Streit raus."

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3. Eine Trennung belastet: Behalte es nicht für dich!

Vertraue dich jemandem an, der weiß, wovon du sprichst oder der gut zuhören kann. Die Situation kannst du nicht ändern. Aber wenn du mit anderen darüber redest, wiegt die Last oft schon nicht mehr so schwer. Und ein Freund oder Mitschüler, dessen Eltern sich auch getrennt haben, kann dir noch besser zur Seite stehen, als einer, der sich das kaum vorstellen kann. Vielleicht kann dir auch ein Familienmitglied, mit dem du dich super verstehst, weiterhelfen. Damit sich deine Lehrer nicht wundern, dass du vielleicht abgelenkt bist, vertraue dich am besten auch ihnen an. Es gibt außerdem Angebote im Internet oder Gesprächsgruppen für Scheidungs- und Trennungskinder sowie Beratungsstellen, zu denen auch Jugendliche kommen können, die Rat brauchen, weil in ihrer Familie etwas richtig schief läuft. Und dazu gehört auch, wenn die Eltern sich scheiden lassen und du als Kind leidest. Dort kannst du dich mit anderen austauschen und bekommst Unterstützung von professionellen Beratern, die wissen, wie sie Jugendlichen in deiner Situation helfen können.

4. Die Wohnungssituation nach der Trennung: Überlege, was am besten für dich und deine Eltern ist!

Deine Eltern haben sich entschieden: Sie wollen getrennt leben! Klar hat das auch Folgen für dich! Zum Beispiel, wenn's darum geht, bei wem du jetzt wohnen wirst. Ab 14 Jahren kannst du mitbestimmen, ob du zu deiner Mutter oder deinem Vater ziehst und wie der Kontakt zum anderen Elternteil aussehen soll. Für alle unter 14 entscheidet das Familiengericht. Die meisten Eltern, die sich trennen, teilen sich das Sorgerecht. Tipp: Überleg erst mal in Ruhe, was du dir wünschst, bevor du mit den beiden redest. Wenn sie noch sehr zerstritten sind, dann sprich einzeln mit ihnen. Sag klar, was du willst, und schlag, falls möglich, Kompromisse vor damit es nicht auch noch zum Streit mit deinen Eltern kommt. Zum Beispiel: "Papa, du musst den ganzen Tag arbeiten. Da ist es besser, wenn ich unter der Woche bei Mama wohne. Dafür kann ich ja am Wochenende zu dir kommen." Oder: "Wenn ich mit Mom umziehe, muss ich die Schule wechseln. Deshalb möchte ich gern hierbleiben!"
Eine Ausnahme gibt es dann, wenn Gewalt im Spiel ist oder ein oder beide Elternteile nicht für dich sorgen können, wenn sie zum Beispiel drogenabhängig oder psychisch krank sind. Das könnte dich zu stark belasten oder gefährden. Dann kann es zu deinem Schutz wichtig sein, dass der Kontakt zu einem Elternteil anders geregelt werden muss, als dein Herz es eigentlich will. Das Jugendamt oder das Familiengericht können in Streitfällen und schwierigen Trennungen beraten oder entscheiden, welche Wohnform für dich als Kind am besten ist.

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5. Gib Dir Zeit!

Die Trennung der Eltern zu verkraften, braucht oft viel mehr Zeit, als die meisten denken oder sich zugestehen mögen. Doch viele sind davon nun mal ungefragt und ungeplant aus der Bahn geworfen worden. Es dauert, bis du diesen Schlag und die daraus resultierenden Folgen verkraftet hast. Und das ist nicht nur bei Kindern so, deren Eltern sich nach viel Streit getrennt haben. Sondern auch dann, wenn die Eltern trotz Trennung noch anständig miteinander reden. Also erwarte keine Wunder von dir und nimm dir die Zeit zum Trauern oder wütend sein, die du brauchst.

6. Trotz Scheidung: Eltern bleiben Eltern

Natürlich musst du dich, nachdem sich deine Eltern getrennt haben oder eine Scheidung wollen, erst mal an die neue Situation gewöhnen. Aber eins ist auch klar: Jetzt ist der größte Gefühlsstress vorbei und du kannst erstmal durchatmen. Vieles muss vielleicht neu organisiert und festgelegt werden: Taschengeld? Schulweg? Ferienfahrten? Wo feierst du Geburtstag, wo Weihnachten? Aber: Auch wenn deine Mom und dein Dad jetzt kein Paar mehr sind, lieben sie dich trotzdem noch genauso wie früher. Es kann auch passieren, dass sie sich neu verlieben und wieder Partner finden. Klar fällt es dir da schwer, jemand anderen an ihrer Seite zu sehen. Gib ihnen trotzdem eine Chance. Wer weiß: Vielleicht verstehst du dich super mit der oder dem "Neuen"! Und wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, merkst du auch, dass deine Eltern lieber getrennt und (vielleicht mit einem anderen Partner) glücklich sein sollten, als krampfhaft zusammen zu bleiben.

7. Wichtig

Wenn deine Eltern Probleme miteinander haben, geht es nur um die beiden - nicht um dich! Such den Grund also nicht bei dir: DU BIST NICHT DARAN SCHULD, DASS SICH DEINE ELTERN TRENNEN!