Pubertät: Was passiert wann?
In der Pubertät verändert sich dein Körper jeden Tag ein bisschen mehr. Wann geht das los? Was passiert da genau? Wie lange dauert es? Ist das normal?
Es ist die Zeit der großen Veränderungen. Körper, Gedanken, Gefühle – nichts ist mehr so, wie es war. Die Eltern nerven, die Schule stresst und überhaupt ist alles ein bisschen anders oder fühlt sich irgendwie ungewohnt an. Das kann mal spannend, mal schön, aber auch manchmal anstrengend sein. Auch im Gehirn finden immer wieder Umbauarbeiten statt: Es strukturiert sich neu und schüttet Hormone aus, die das Wachstum ankurbeln und dir neue, total intensive Gefühle bescheren. Manchmal entwickelt sich dein Körper so schnell, dass du dich kaum an eine Veränderung gewöhnen kannst, weil schon kurz darauf die nächste folgt. Oder es passiert lange Zeit gar nichts, jedenfalls nichts Auffälliges. Auch das kann ein bisschen stressen, besonders, wenn du dich mit anderen in deinem Alter vergleichst, die vielleicht schon viel erwachsener wirken als du. Was sich wann und wie bei dir entwickelt, lässt sich nicht beeinflussen. Aber du kannst eine ganze Menge dafür tun, um dich trotzdem wohl in deinem Körper zu fühlen.
Wann beginnt die Pubertät?
Zu Beginn der Pubertät sendet die Hirnanhangdrüse ein Signal an den Körper, verstärkt Geschlechtshormone herzustellen. Bei Jungs ist es hauptsächlich Testosteron, bei Mädchen Östrogen. Die Pubertät bei Mädchen verläuft normalerweise zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem 12. und 21. Lebensjahr.
Was die Pubertät verzögern kann!
- Gesundheit: Störungen der Schilddrüse oder Schädigungen der Nervenzentren im Kindesalter können die Pubertät verzögern oder das Erreichen der Geschlechtsreife ganz verhindern.
- Essstörungen: Früh einsetzende Essstörungen können die Pubertät verzögern. Das ist sehr ernst zu nehmen. Betroffene Jungen und Mädchen sollten sich dazu Rat von einem Arzt holen (Kinder- und Jugendarzt, Gynäkologe/in, Psychiater)
- Sport: Sportlich sehr aktive Mädchen bzw. Jungen mit sehr niedrigem Körperfettanteil erreichen die sexuelle Reife oft erst spät.
- Vererbung: Die Pubertät wird zum großen Teil genetisch - also durch Vererbung von Eigenschaften - gesteuert. Abhängig von den Erbfaktoren, die Eltern ihren Kindern mitgeben, kann die Pubertät durch die vererbten Gene der Eltern entweder früh starten, ganz durchschnittlich verlaufen oder spät einsetzen. Wenn du wissen möchtest, wie es bei deinen Eltern war, frag sie doch mal.
Die Pubertät beginnt im Kopf!
- Damit die körperlichen Veränderungen in der Pubertät, wie zum Beispiel das Wachstum der Brust oder der erste Samenerguss, überhaupt in Gang kommen können, müssen sie von Hormonen im Gehirn angestoßen werden. Diese werden in der Hirnanhangdrüse produziert und lassen die so genannten Keimdrüsen wachsen.
- Die Keimdrüsen - beim Jungen sind das die Hoden, beim Mädchen die Eierstöcke - übernehmen dann die Produktion der eigentlichen Sexualhormone (Östrogene und Testosteron).
- Bei Mädchen überwiegen dann die Östrogene und bewirken die Ausprägung weiblicher Geschlechtsmerkmale. Bei Jungs setzen sich die Testosterone durch und regeln die Entwicklung zum Mann.
Die Baustelle im Gehirn!
- Dass sich der Körper in der Pubertät verändert, kann man sehen. Doch mit Beginn der Pubertät werden außerdem Bereiche in deinem Gehirn komplett "umgebaut": Alte Verbindungen zwischen Nervenzellen werden gekappt, neue Verbindungen entstehen.
- So erklären sich auch das manchmal wechselhafte Verhalten und das Gefühlschaos vieler Jugendlichen in dieser Zeit. Launenhaftigkeit, depressive Gefühle, Trotz, Konzentrationsschwächen, Unberechenbarkeit oder Lernprobleme sind direkte oder indirekte Folgen der Umbaumaßnahmen in deinem Gehirn. Einigen macht das nichts aus. Andere leiden sehr darunter.
- Versuche deine Stimmung so auszuleben, dass es dir besser geht. Eine Zeit lang durchhängen ist okay, aber keine Dauerlösung. Sport, Musik, Reden - jeder kann sein eigenes Rezept finden, um mit den Gefühlen umzugehen und wieder ausgeglichener zu werden.
Die Zeit der seelischen Krisen!
- Die Pubertät ist auch eine Zeit, in der manche Jungen und Mädchen seelischen Krisen durchmachen: Das Gefühlschaos der ersten Liebe, Probleme mit den Veränderungen des Körpers, Ablösung von den Eltern, Selbstwertprobleme oder die Frage nach dem Sinn des Lebens - all das sind typische Auswirkungen der Pubertät.
- Wer davon belastet ist, sollte sich jemandem anvertrauen - den Eltern, einem/r VertrauenslehrerIn, einer Freundin, der Mutter oder dem Vater von einem guten Kumpel. Sich den Kummer von der Seele zu reden ist erleichternd.
- Und wer total in der Krise steckt - sogar keinen Ausweg aus der Situation sieht - sollte zu einer psychologischen Beratung gehen. Dort können dir Profis dabei helfen, einen guten Weg (wieder-) zu finden.
Jede Pubertät verläuft anders!
Wenn du weißt, welche Veränderungen auf Jugendliche in der Pubertät zukommen und welchen unterschiedlichen Einflüssen jeder Einzelne körperlich, psychisch und sozial ausgesetzt ist, kannst du dir sicher auch vorstellen, warum die Pubertät bei jedem Jungen und jedem Mädchen anders verläuft. Kein Mensch kann genau voraussagen, wann bei einem Mädchen die Menstruation einsetzt oder bei einem Jungen der Samenerguss. Niemand weiß, wie groß die Brüste bei einem Mädchen mal werden oder ob der Penis bei einem Jungen noch wächst. Das kann schon mit 8 oder 9 Jahren passieren oder erst mit 15 oder 16. Manche Eigenschaften werden von den Eltern auf ihre Kinder vererbt. Doch ob der Sohn großer Eltern in der Pubertät einen extremen Wachstumsschub erlebt und ebenfalls sehr groß wird, ist möglich aber längst nicht sicher. Und ob die Tochter einer Frau mit großem Busen, später auch mal große Brüste kriegt, steht ebenfalls in den Sternen. Man kann es vermuten - aber sicher ist es nicht. Denn: Alle möglichen Einflüsse während der Pubertät wirken zusammen und sorgen dafür, dass jede Entwicklung einzigartig verläuft. Beeinflussen kannst du das nicht, aber du kannst eine ganze Menge dafür tun, um dich trotzdem wohl in deinem Körper zu fühlen.
Tipp: Wenn du mit 16 noch nicht deine Periode hast oder noch keinen Samenerguss bekommst, dann geh zum Arzt und lass dich untersuchen. Manchmal ist eine Krankheit dafür verantwortlich, manchmal handelt es sich um eine harmlose Entwicklungsverzögerung und manchmal gibt es andere gesundheitliche Gründe. Dein Arzt kann herausfinden, woran es liegt und wird dich dann auch entsprechend behandeln.