Asexuell: Was ist das?

Asexuell – was bedeutet das? Wann ist man asexuell? Wir haben uns diese sexuelle Orientierung genauer angeschaut und erklären alles Wichtige!

Asexuell: Was ist das?
Asexualität ist eine sexuelle Orientierung wie jede andere Foto: PeskyMonkey / iStockphoto
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Asexuell zu sein, mag für manche eine schlimme Vorstellung sein. Niemals Sex? Niemals Liebe? Dabei sind diese Vorurteile völliger Blödsinn! Wir erklären dir, warum Asexualität eine sexuelle Orientierung wie jede andere ist und warum eine Beziehung auch als asexueller Mensch möglich (und wundervoll) ist.

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Asexuell: Was bedeutet das?

Asexuell zu sein bedeutet im Grunde nichts anderes, als keine Lust zu verspüren, sexuell aktiv mit mindestens einer weiteren Person zu sein. Aber damit ist nicht gemeint, dass man MAL keine Lust auf Sex hat. Asexualität ist ein dauerhafter Zustand und wird auf dem Pol der sexuellen Orientierungen betrachtet, es ist also nichts, was man mal eben so abstellen kann (genauso, wie man nicht mal eben abstellen kann, hetero- oder homosexuell zu sein). Ein paar Eckdaten zur Asexualität:

  • Asexualität ist eine sexuelle Orientierung
  • Asexualität meint die reine Sexualität und hat nichts mit Liebe zu tun
  • Asexualität gibt es in vielen verschiedenen Facetten

Asexuelle Menschen haben also genau wie bi-, pan-, homo-, heterosexuelle (und viele andere) Menschen eine sexuelle Orientierung. Man könnte sagen, dass es sich bei asexuellen Menschen um das absolute Gegenteil von pansexuellen Menschen handelt. Während pansexuelle Menschen theoretisch ein sexuelles Interesse mit jeder Geschlechtsidentität und jeder sexuellen Orientierung aufbauen könnten, haben asexuelle Menschen an Nichts und Niemandem sexuelles Interesse.

ABER: Das heißt nicht, dass asexuelle Menschen zu keiner Liebe in der Lage wären! Hierbei muss man strikt trennen zwischen der Lust (bzw. Libido) und der Emotion. Ein asexueller Mensch ist in jedem Fall zu einer romantischen Beziehung in der Lage – und auch zu Sex (ob mit sich selbst oder anderen).

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Denn Asexualität ist auch nicht gleich Asexualität! Manche Menschen auf dem asexuellen Spektrum empfinden bereits eine Berührung oder einen Kuss als problematisch. Für andere ist es bloß der sexuelle Akt. Genau wegen dieses Spektrums und der Unterschiede darauf, wird Asexualität auch "A_sexualität" geschrieben – der Unterstrich soll eben das Spektrum verdeutlichen. Da sich die Wissenschaft noch nicht besonders ausführlich und lange mit dem Thema auseinandersetzt, gibt es keine absolut klar voneinander zu trennenden Definitionen von Asexualität. Allerdings gibt es Abgrenzungen zwischen Asexualität und anderen Formen, die wissenschaftlich voneinander unterschieden werden:

  • Abstinenz: Das ist die bewusste Entscheidung, keine sexuellen Beziehungen zu führen. Hierbei kann aber die Lust/Libido natürlich trotzdem vorhanden sein, wird aber aus unterschiedlichen (z.B. religiösen) Gründen ignoriert
  • Mangel an sexuellem Verlangen aufgrund einer psychischen Störung: Der medizinische Ausdruck hierfür ist HSDD („Hypoactive Sexual Desire Disorder“). Sie kommt eher bei Frauen vor. Der Unterschied zur Asexualität liegt darin, dass Betroffene meist sehr darunter leiden und mitunter auch zwischenmenschliche Probleme damit einhergehen
  • Sexuelle Aversionsstörung: Bei diesem psychischen Leiden haben Menschen einen Ekel vor bzw. eine tiefe Abneigung gegen Sex, was über die Unlust asexueller Menschen hinausgeht
  • Weiterhin können Menschen einfach starke Hemmungen und Unsicherheiten in Bezug auf Sex haben, was nicht automatisch heißt, dass sie asexuell sind

Bin ich asexuell?

Asexuell: Was ist das? - Bin ich asexuell
Foto: Finn Hafemann/iStockphoto

Die Frage, ob man selbst asexuell ist, ist genauso schwierig zu beantworten, wie die Frage, ob jemand bisexuell ist. Da es nicht „den einen“ asexuellen Menschen gibt, Asexualität also eine sehr facettenreiche sexuelle Orientierung ist, gibt es keine klaren Vorgaben. Und so ist es ja am Ende mit anderen sexuellen Orientierungen genauso: Was die eine Person anturnt, ist für die andere eklig und umgekehrt.

  • Ganz allgemein kann man sagen, dass eine durchgängige Unlust an Sex (und das meint auch, keinen Wunsch zu verspüren, sexuell mit einem Menschen aktiv zu werden) ein Anzeichen für Asexualität sein KANN.
  • Es kann auch schon reichen, einen Kuss oder Berührungen nicht als angenehm zu empfinden (aber auch nicht als fürchterlich).

Asexualität ist eben ein Spektrum: Manche asexuellen Menschen lieben Erotik, manche haben gar einen Fetisch, andere können Erregung verspüren.

Schon im Jugendalter können sich Anzeichen für eine Asexualität zeigen, wenn man andere Menschen zum Beispiel grundsätzlich schön und sympathisch findet – aber eben nicht sexy oder heiß. Am Sex selbst keinerlei Interesse zu haben, kann ebenfalls ein möglicher Faktor sein. Aber wie gesagt, da kommt es auch auf andere Faktoren an. Wenn du dir unsicher bist, rede am besten mit nahestehenden Personen oder medizinischem Personal über deine Situation – oder wende dich an AktivistA, dem Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Sprektrums. Asexualität hat nichts gemein mit Unglücklichsein! Auch wenn die (mediale) Gesellschaft Sex auf ein hohes Podest stellen mag. 😉

Asexualität in der Gesellschaft

Asexuell: Was ist das? - Asexualität in der Gesellschaft
Foto: bortonia / iStockphoto

Inzwischen ist die Community der asexuellen Menschen sichtbarer geworden, auch dank Vereinen, wie AktivistA. Als Teil der LGBTQ+-Community, haben Menschen dieser sexuellen Orientierung eine eigene Flagge, die „Asexuelle Pride Flag“. Ihre Farben haben eine jeweils eigene Bedeutung:

  • Schwarz steht für Asexualität
  • Grau für das a_sexuelle Spektrum
  • Weiß für (Allo-)Sexualität (das Gegenteil von A_sexuell, also bspw. bi- oder heterosexuell)
  • Lila steht für die Gemeinschaft

Wenn du mehr über die anderen LGBTQ+-Flags erfahren möchtest, haben wir hier noch einige Informationen für dich gesammelt!

Asexuelle Beziehung: Geht das?

Asexuell: Was ist das? - Asexuelle Beziehung
Foto: Finn Hafemann/iStockphoto

Asexuell und trotzdem eine Beziehung? Das geht natürlich! Wie gesagt, die meisten asexuellen Menschen sind sehr wohl dazu in der Lage, romantische Gefühle für eine Person zu entwickeln. Und je nachdem, was für die Person bereits als sexuelle Handlung gilt, sind gewisse Dinge auch problemlos in einer asexuellen Beziehung (wie kuscheln, küssen etc.) möglich. Je nach Spektrum ist auch Sex kein Problem – nur, dass du es dann vielleicht nicht so sehr feierst, wie dein*e Partner*in. 😁

Wie in jeder anderen Form von Beziehung auch, ist hier Kommunikation der Schlüssel. Es mag sein, dass du in deiner asexuellen Beziehung gerade zu Beginn eine Menge erklären musst (erklären, aber bitte nicht rechtfertigen!). Wenn die andere Person dich um deiner selbst mag, ist ein großer und wichtiger Grundstein schon einmal gelegt. In den Medien kommen immer öfter asexuelle Menschen zu Wort, die in einer glücklichen Beziehung mit einem*einer Partner*in sind, dem*der Sex vielleicht auch nicht so wichtig ist.

Asexualität ist keine Krankheit, sondern eine Orientierung wie jede andere auch. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Dein*e Partner*in wird vielleicht etwas einschränken müssen, dass ihr*ihm großen Spaß macht. Aber am Ende ist auch dieser Faktor ein Kompromiss, von denen es viele in einer gesunden Beziehung gibt. 😊

Über Dr. Sommer:

Das Dr. Sommer-Team steht seit über 50 Jahren für kompetente Sexual-Aufklärung und Jugendberatung unter dem Dach der Marke BRAVO. Das Team ist beratend tätig und unterstützt bei Themen wie Pubertät, sexuelle Identität, Beziehungen, physische und psychische Gesundheit, Liebe, Sexualität und Entwicklung. Dennoch ersetzt unsere Beratung nicht den Besuch bei Facharzt oder -Psychologen. Hast du eine Frage an unser Team? Schreib uns unter: drsommerteam@bravo-family.de