9 Online-Sex-Mythen (und was dran ist)
Sexmythen gibt es viele: Was macht guten Sex aus? Wie lange dauert Sex? Gibt es den Samenstau und Penisbruch wirklich? Wir klären auf!
Sexmythen gibt es sicher schon so lange, wie es den Liebesakt an sich gibt. Wie oft haben wir schon gehört, dass das und das für guten Sex sorgt, oder dass es einen Durchschnittspenis gibt, den Menschen als Maßstab nutzen müssten. Hast du dich auch schon einmal gefragt, wie lange Sex dauern muss, damit er „gut“ ist? Oder ob Samenstau eigentlich gefährlich werden kann? Wir haben uns die 9 verbreitetsten Sex-Mythen im Netz mal angeschaut und sagen dir, was wirklich dran ist an diesem guten Stück.
Der Penisbruch
Der Penisbruch gehört wohl zu den schlimmsten Horrorgeschichten und Sexmythen, die man Menschen mit Penis erzählen kann! Und man mag auf den ersten Blick denken: Was soll denn da brechen? Klar, der Penis hat keinen Knochen. Und sonst ist es doch der Knochen, der brechen kann, also kein Grund zur Sorge, nur eine gemeine Geschichte? Der Penisbruch ist leider nicht erfunden. 😱
Was ist dran?
Es stimmt, ein Knochen ist nicht im Penis. Dafür aber zwei Schwellkörper (Corpora cavernosa). Diese füllen sich bei der Erektion mit Blut, was dazu führt, dass der Penis steif wird. Nun KANN es passieren, dass der Penis durch eine plötzliche Verbiegung „brechen“ kann, wenn nämlich die Bindegewebskapsel, die die Schwellkörper umschließen, einreißen. Das passiert sehr selten! Aber es passiert. Mögliche Symptome sind dabei:
- „knackendes“ Geräusch während des Einreißens (woher wohl auch die Bezeichnung „Penisbruch“ kommt)
- Bluterguss am Penis mit dunkelroter-bläulicher Verfärbung
- Schwellungen
- Starke Schmerzen
Manchen Lesenden mögen bei diesem Symptomen kalte Schauer über den Rücken laufen – mit einem Penisbruch ist auch nicht zu spaßen! Da heißt es, schnell ins Krankenhaus und alles Weitere mit dem medizinischen Personal klären.
Sex kann dich blind machen
Früher hat man Menschen erzählt, Selbstbefriedigung würde blind machen. Ziemlicher Quatsch und nur eine Idee der Kirche, um die Leute bei der Stange zu halten? Könnte man meinen. Also vorweg: Wirklich blind wird eigentlich niemand beim oder durch den Sex. Zumindest nicht dauerhaft. 😬
Was ist dran?
Es gibt tatsächlich ein medizinisches Phänomen, das im Zusammenhang mit Sex auftreten KANN und für eine vorübergehende Blindheit sorgt. Der mediznische Begriff lautet „Amaurosis Fugax“, auch bekannt als „vorübergehende monokulare Blindheit“. Dieses Phänomen kann sehr viele – teils auch sehr schlechte – Ursachen haben. Eine mögliche ist tatsächlich Sex! Eine Theorie dahinter ist, dass durch den Sex kurzzeitig nicht genug Blut ins Auge gelangt, oder sich alternativ Arterien-Plaque löste und in deinem Auge ankommt. Wow, der Körper ist faszinierend und ein bisschen eklig, oder? 😂 Wie gesagt, die Blindheit ist in diesem Falle vorübergehend. Wie auch gesagt: Die Ursache könnte eine ganz andere, weniger schöne sein, also ab zum Arzt oder zur Ärztin und abchecken lassen!
Sex ist am besten ohne Kondom
Einige Menschen lehnen Kondome ab, da sie sich „unnatürlich“ anfühlen und bestehen darauf, dass Sex ohne Kondom das einzig Wahre sei. Aber ist da überhaupt was dran?
Was ist dran?
Wissenschaftlich bewiesen ist weder die eine noch die andere Seite. Heißt auch, dass weder der eine noch der andere Weg überlegen ist. Ein gut sitzendes (und nicht zu dünnes) Kondom, kann sehr wohl für eine längere sexuelle Erfahrung und damit auch guten Sex sorgen, da sich damit teilweise länger „durchhalten“ lässt. Wenn es um den Punkt Verhütung geht, sollte in jedem Fall statt eines Kondoms eine Alternative eingesetzt werden – wenn man es nicht drauf anlegen möchte! Dafür eignet sich beispielsweise die Pille. Trotzdem sollte immer bedacht werden, dass mit dem Kondom nicht nur eine Schwangerschaft, sondern auch die Übertragung von Geschlechtskrankheiten verhindert werden kann! Was extrem wichtig ist, wenn man seine Sexualpartner häufiger wechselt.
Der gefürchtete Samenstau
Eine der bekanntesten Sexmythen und gerne auch als „Entschuldigung“ für Sex verwendet: der Samenstau. Blaue Hoden, große Schmerzen – all das wäre mit Sex lösbar! Aber ist es nur eine blöde Entschuldigung für Sex oder ist an dem Samenstau wirklich etwas dran?
Was ist dran?
Im Hoden werden stetig Spermien produziert – so weit, so gut! Nun ist es aber so, dass ein gesunder Körper sehr wohl allein in der Lage dazu ist, die „überschüssigen“ Spermien wieder abzubauen. Alternativ können sie auch in einem Samenerguss ausgestoßen werden – auch ohne fremdes Zutun! Das ist bekannt als „feuchter Traum“. 😉 Der medizinische Ausdruck dafür: Pollution, also ein unbewusster Orgasmus im Schlaf.
Es KANN aber auch passieren, dass aus irgendeinem Grund keine Pollution stattfindet. Dann kommt es tatsächlich zu einem Samenstau. Symptome dafür sind:
- Verkrampfung der Muskulatur bei den Samenwegen
- Schmerzhaftes Druckgefühl am Hoden
- Leichtes Brennen und Schwellung der Hoden
Ist das so weit, sollte ärztliches Personal hinzugezogen werden, da es schlimmstenfalls zu einer Nebenhodenentzündung kommen kann!
Wie lange dauert Sex, damit er gut ist?
Guter Sex dauert stundenlang – das könnte man zumindest meinen, wenn man sich in den Medien so umschaut. Und damit meinen wir nicht einmal Pornografie! Das Bild, das die Medien über guten Sex verbreiten, führte leider schon in so manchem Bett zu unangenehmen Momenten. So wird erwartet, dass mehrfach hintereinander ejakuliert werden kann, weil das in den Filmen und Serien ja auch immer geht.
Was ist dran?
Wie lange guter Sex dauert, hat sich zu einem der größten Sexmythen entwickelt und die Erwartungshaltung beider Seiten ist meist einfach unrealistisch: Im Schnitt haben Studien herausgefunden, dass der Sex – mit allem Drum und Dran, also Küssen, Streicheln usw. – rund 18 Minuten dauert. Dabei ist der eigentliche Geschlechtsverkehr der kürzeste Part! Vier Minuten dauert das im Schnitt.
Und in puncto mehrmals kommen: Bei dem Penis ist das so eine Sache. Ein Penis braucht Spermien (manche nennen es liebevoll „Munition“) und die brauchen ihre Zeit, um produziert zu werden. Nach jedem Akt gibt es demnach weniger Spermien – auch wenn theoretisch der Penis alle 15 Minuten wieder „einsatzbereit“ ist!
Kann man hintereinander schwanger werden?
Man dürfte meinen, der Körper ist mit einer einzigen Schwangerschaft schon gut bedient und macht den Körper „dicht“. Tatsächlich ist es auch so, dass sich der Hormonspiegel des menschlichen Körpers normalerweise ändert, sobald ein Eisprung stattfand, sodass kein weiterer Eisprung möglich ist. Betonung liegt auf „normalerweise“.
Was ist dran?
Wieder gibt es einen wunderbaren medizinischen Begriff dafür: „Superfötation“! Auch bekannt als die „Überbefruchtung“ oder „Doppelträchtigkeit“, kommt das Phänomen eher im Tierreich vor, beispielsweise bei Hasen und Katzen. Aber was ist der Mensch am Ende aller Tage, als ein großes (meist) kluges Tier und so kann es sehr selten vorkommen (wirklich SEHR selten), dass eine zweite Eizelle befruchtet wird, nachdem sich die erste schon eingenistet hat. Bisher sind weltweit weniger als zehn Fälle bekannt, bei denen es zu einer Überbefruchtung des Menschen kam. Seltener als ein Sechser im Lotto, aber wäre die Freude auch genauso groß?
Sex nach der Beschneidung ist länger
Eine der harmloseren Sexmythen, trotzdem ist sie wieder mit einer Erwartungshaltung verbunden, die wir so nicht stehenlassen wollen! 😁 Das Sex nach der Beschneidung länger ist, liegt wohl daran, dass durch die Beschneidung die Eichel von der schützenden Vorhaut befreit ist. Das „härtet“ die Eichel ab, denkt man sich. Aber ist das so?
Was ist dran?
Tatsächlich wird manchen Menschen, die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, geraten, sich die Vorhaut entfernen zu lassen, damit ihr Orgasmus hinausgezögert wird. Allerdings gibt es keine Studien, die beweisen, dass ein beschnittener Mensch automatisch länger durchhält. Ja, der Penis verliert durch die fehlende Vorhaut etwas an der Empfindsamkeit, aber daran gewöhnt sich die Person sehr schnell – ist der Penis doch ständig im Alltag in Kontakt mit der Unterwäsche! Ganz andere Faktoren spielen bei längerem Sex eine Rolle:
- Der Gesundheitszustand
- Training/Gewöhnung
- Ausmaß der Erregung
- Konsum von bspw. Alkohol
Alles Faktoren, die einen bedeutend größeren Einfluss auf die Dauer des Sexes haben, als ein beschnittener Penis. 😉 Wenn du mehr zum Thema beschnittener Penis erfahren möchtest, schau dir unseren anderen Artikel zu dem Thema an:
Gibt es die ausgeleierte Vagina?
Zu den harmlosen Sexmythen gehört die Horrorgeschichte um eine ausgeleierte Vagina leider nicht. Zu viele Sexpartner*innen würden die Vagina derart erweitern, dass Sex gar keinen Spaß mehr machen würde, da der Penis keine Reibung erzeugen würde.
Was ist dran?
Ähnlich wie die Behauptung, Selbstbefriedigung würde blind machen, gehört auch die ausgeleierte Vagina zu den Schauermärchen, die Menschen in einer Zeit erzählt wurden, in denen Lust und Sex eher tabu waren. Die Leute sollten Sex haben, um Kinder zu bekommen und am besten noch verheiratet sein etc. Alles Dinge, die in den größten Teilen der Gesellschaft keine Rolle mehr spielen und trotzdem bleibt diese Form des „Slut Shaming“ weit verbreitet. 🙄
Rein biologisch ist es sowieso völliger Quatsch: Die Vagina ist ein Muskel, der wird durch regelmäßige Bewegung nicht schlaff, sondern fest und kräftig. Ohnehin ist die Vagina ein elastischer Schlauch, dessen Größe sich an das anpasst, was in den Schlauch hineinkommt. Zusammengefasst gehört die ausgeleierte Vagina zu den Sexmythen, die nicht nur zeitlich und gesellschaftlich vollkommen deplatziert sind, sondern auch noch biologisch vollkommener Blödsinn! 😂
Wie groß ist der Durchschnittspenis?
Eine der gefürchtetsten Sexmythen – zumindest, wenn dieser Durchschnitt unterschritten wird: Der Durchschnittspenis. Wie viele cm sind es noch gleich? Aus irgendeinem Grund schwirren oftmals 20 cm durch den Raum, aber gibt es „den“ Durchschnittspenis überhaupt?
Was ist dran?
Erst einmal: Ja, es gibt den Durchschnittspenis. Der ist allerdings keine 20 cm lang. Forscher*innen haben sich schon vor Jahren die Mühe gemacht und 17 Studien zusammengefasst, die sich mit der Länge des Penis auseinandersetzten. Ihr Ergebnis: Der erigierte Penis ist im Durchschnitt 13,12 cm lang – und nicht 20! Im schlaffen Zustand sogar nur 9,31 cm. Sie haben sogar den Durchschnitt der Länge zusammengefasst, wenn der schlaffe Penis in die Länge gezogen wird: 11,66 cm, falls du dich gefragt hast. 😁 Weitere Infos zur Größe vom Penis findest du hier:
Penisumfang und -Größe: Was ist normal?
Über Dr. Sommer:
Das Dr. Sommer-Team steht seit über 50 Jahren für kompetente Sexual-Aufklärung und Jugendberatung unter dem Dach der Marke BRAVO. Das Team ist beratend tätig und unterstützt bei Themen wie Pubertät, sexuelle Identität, Beziehungen, physische und psychische Gesundheit, Liebe, Sexualität und Entwicklung. Dennoch ersetzt unsere Beratung nicht den Besuch bei Facharzt oder -Psychologen. Hast du eine Frage an unser Team? Schreib uns unter: drsommerteam@bravo-family.de