Was ist ein Kreuzbandriss? Badstuber Holger Verletzung Knie

Holger Badstuber bei seinem Kreuzbandriss gegen Borussia Dortmund
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Holger Badstuber verletzt sich gegen Dortmund schwer am Knie. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers reißt er sich das vordere Kreuzband seines rechten Knies. Was ist ein Kreuzbandriss? Und warum muss man mit dieser Verletzung fünf bis sechs Monate pausieren?

Der Kreuzbandriss gehört zu den allerschlimmsten Verletzungen, die ein Fußballer erleiden kann. Knieverletzungen an sich sind immer ziemlich übel und langwierig, der Riss eines Kreuzbands ist aber im Normalfall erst nach fünf bis sechs Monaten komplett ausgeheilt. Früher bedeutete die Diagnose sogar häufig das Karriereende. Mittlerweile gibt es aber bessere Operations-Methoden, die weitere Laufbahn ist nicht mehr gefährdet. Wir sprechen hier von einem Riss des vorderen Kreuzbands. Es gibt auch das hintere Kreuzband, reißt dieses ist die Heilung jedoch wesentlich unkomplizierter. Aber wie kommt es überhaupt zu einem Kreuzbandriss? Und was genau geht kaputt? Wir erklären es hier!

Wie kommt es zum Kreuzbandriss?

Meistens reißen sich Fußballer ohne Einwirkung des Gegenspielers das Kreuzband. Auch im Falle von Holger Badstuber war das so. Zwar passiert das Unglück in einer Zweikampfsituation mit Mario Götze, der hat aber mit der Verletzung nichts zu tun. Götze fällt über Badstubers linkes Bein, das Kreuzband reißt aber im rechten Knie. Was ist passiert? Badstuber sagt später, dass er im Rasen hängen geblieben ist. Das ist eine der häufigsten Ursachen für diese schwere Verletzung. Denn dann passiert etwas, das ein Mensch nur schwer aushält: Der Unterschenkel und der restliche Körper bewegen sich in verschiedene Richtungen. Das Knie trägt in diesem Moment eine doppelte Last. Es hat keine Unterstützung des Schien- und Wadenbeins und muss zusätzlich mit den gegensätzlichen Bewegungen klar kommen. Ist die Belastung zu heftig, reißt ein zentrales Führungselement des Knies: Das Kreuzband.

Was ist das Kreuzband?

Die beiden Kreuzbänder verlaufen innerhalb des Knies tatsächlich über Kreuz. Sie verbinden die Oberschenkel- mit den Unterschenkelknochen und sorgen so (gemeinsam mit den Seitenbändern) dafür, dass das Knie stabil ist. Dabei trägt das vordere (hier hellere) Kreuzband eine größere Last, als das hintere. Theoretisch kann ein Mensch zwar auch ohne Kreuzbänder laufen und sogar Sport machen. Allerdings werden dadurch die anderen Strukturen im Knie – vor allem Außen- und Innenmeniskus, sowie die Knorpel – so stark belastet, dass sie Schaden nehmen. Es gibt aber sogar Fußballer, die nach einem Kreuzbandriss ohne die stützenden Bänder weiterspielen. So zum Beispiel der Reserve-Keeper von Hannover 96, Markus Miller. In den meisten Fällen werden bei einem Kreuzbandriss auch noch weitere Kniestrukturen, wie Innen- oder Außenband oder Innen- oder Außenmeniskus beschädigt. Eine typische Kombination besteht aus vorderem Kreuzband, Innenmeniskus und Innenband – die sogenannte "Unhappy Triad" (unglücklicher Dreiklang).

Warum dauert die Heilung so lange?

Aber auch wenn nur das Kreuzband gerissen ist (wie bei Badstuber), muss ein Profi fünf bis sechs Monate pausieren. Das liegt daran, dass das Kreuzband nicht von selbst heilt, wie es andere Bänder tun. Bei jungen Sportlern und Profis wird das Knie deswegen so gut wie immer operiert. Dabei wird eine Sehne aus einem anderen Körperteil, meistens dem Oberschenkel, benutzt um das Kreuzband zu ersetzen (die sogenannte "Kreuzbandplastik"). Sie wird mit selbstauflösenden Schrauben an den Knochen befestigt. Dann muss das Knie zunächst ruhig gestellt werden, damit das neue Band anwachsen kann. Meistens tragen die Verletzten dann eine Knieschiene ("Orthese"), die die Beweglichkeit des Knies einschränkt. Nach drei Wochen kann dann frühestens mit leichten Belastungen, wie Fahrradfahren angefangen werden. Die ersten Laufeinheiten mit vollem Körpergewicht sollten frühestens nach drei Monaten begonnen werden. Nach ca. sechs Monaten ist das Knie soweit wiederhergestellt, dass Fußballspielen wieder möglich ist. Das Risiko einer erneuten Verletzung bleibt aber bis zum einem Jahr relativ hoch. Das liegt daran, dass das Anwachsen des neuen Bandes sehr lange dauert und die vorherige Stabilität im Normalfall nicht mehr erreicht wird. Es ist möglich bereits früher wieder einzusteigen, aber die Gefahr eines erneuten Risses ("Re-Ruptur") ist dann bedeutend höher. Und die Therapie nach einem zweiten Riss ist wesentlich aufwändiger und dauert noch länger.