Cybermobbing: 5 schlimme Fälle
Social Media und Messenger-Dienste sind eine coole Erfindung, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben oder seinen Stars zu folgen. Wenn das Internet aber missbraucht wird, um andere fertigzumachen, handelt es sich um Cybermobbing. Warum das so gefährlich ist, erklären einige besonders krasse Fälle, die tödlich endeten und durch die Medien gingen...
Was ist Cybermobbing?
Heutzutage hat fast jeder ein Smartphone, Tablet, oder Laptop und damit Zugang ins Internet. In sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram wird es den Cybermobbing-Tätern/innen einfach gemacht, auf ihre Opfer loszugehen und sie zu beschimpfen oder bedrohen. War das Hänseln nach Schulschluss früher meist vorbei, warten die gemeinen Sprüche und Aktionen nun beim Einloggen ins soziale Netzwerk oder sogar auf WhatsApp und Co. Mobbing im Netz steht für viele vor allem junge Menschen an der Tagesordnung. Für einige Opfer ist die Belastung einfach zu groß, sie sehen keinen Ausweg, bekommen keine Hilfe oder trauen sich nicht darum zu bitten und so flüchten sie sich in den Tod. Das darf nicht sein! Weil laut Studien ca. jede/r 12. jugendliche Internetnutzer/in es schon mal selbst erlebt hat und du erkennen kannst, wann es sich (bei dir oder bei anderen) nicht mehr nur um witziges Verarschen handelt, findest du hier die Cybermobbing-Definition:
"Unter Cyberbullying oder Cybermobbing versteht man die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren, Chats und Communities." (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Mobbing im Internet trieb diese Jugendlichen in den Tod
Viele Cyberbullies sehen ihr Verhalten als großen Scherz und wissen gar nicht, was sie anderen Menschen damit antun. Vermutlich haben die wenigsten die Absicht, ihren Opern so schwer zu Schaden, dass sie Depressionen bekommen und vielleicht sogar Suizid begehen. Doch genau das ist durch Cybermobbing schon zu häufig passiert. Denn während manche diese Beleidigungen und Beschimpfungen oder gar Anstiftungen zum Selbstmord nicht an sich heranlassen, fangen andere an sie selbst zu glauben. Vor allem wenn das Mobbing im Internet über einen langen Zeitraum anhält und immer schlimmer wird.
Cybermobbing-Fall 1: Als "Homo" und "Looser" beschimpft
Holland, 2012: Tim Ribberink (†20) wurde jahrelang im Internet gemobbt, dann hielt er es nicht mehr aus und nahm sich selbst das Leben. In seinem Abschiedsbrief schrieb er: "Liebe Pap und Mam, ich wurde mein ganzes Leben lang verspottet, gemobbt, gehänselt und ausgeschlossen. Ihr seid fantastisch. Ich hoffe, dass ihr nicht böse auf mich seid. Auf Wiedersehen, Tim." Tim mied den Kontakt mit Gleichaltrigen, er war ein Einzelgänger und hatte keine Freunde in der Uni. Nur von Älteren fühlte er sich verstanden. Immer wieder hat Tim auf Facebook und Twitter Cybermobbing-Nachrichten bekommen, in denen er als "Softie", "Looser" und "Homo" beschimpft wurde.
Cybermobbing-Fall 2: "Bring dich bitte einfach um"
Großbritannien, 2013: Hannah Smith († 14) war bei der Plattform Ask.fm angemeldet. Das ist eine Seite, bei der man sich anmelden und Fragen von anderen Usern oder anonymen Nutzern beantworten kann. Doch statt normale Fragen hat Hannah viele anonyme Nachrichten bekommen: "Stirb, jeder wäre glücklich darüber" oder "Tu uns einen Gefallen und bring dich bitte einfach um". Hannah ertrug diese Beschimpfungen nicht mehr und erhängte sich in ihrem Kinderzimmer. Ihre 16-jährige Schwester fand sie. Die Eltern verkauften daraufhin das Haus. Auch anderen Selbstmorden von Jugendlichen konnte eine Verbindung zu Ask.fm und dem Cybermobbing in dem Netzwerk nachgewiesen werden: Josh Unsworth († 15) aus Lancashire erhängte sich im April 2013 hinter seinem Elternhaus, weil er immer wieder Beleidigungen im Internet lesen musste. Herbst 2012 brachten sich auch Ciara Pugsley († 15) und Erin Gallagher († 13) aus Irland um, beide wurden ebenfalls mit Hassnachrichten auf Ask.fm beschimpft.
Cybermobbing-Fall 3: Fotos ihrer Vergewaltigung führten in den Selbstmord
Kanada, 2012: Rehtaeh Parsons († 15) wurde von vier Jungs auf einer Party vergewaltigt. Es wurde viel Alkohol getrunken und Rehtaeh bekam nicht mehr viel mit: Während ein Junge über sie herfiel, haben die anderen Jungs auf der Party Fotos gemacht. Innerhalb von drei Tagen hatte jeder an Rehtaehs Schule und in ihrer Heimatstadt die Bilder gesehen. Das Mädchen wurde seitdem immer wieder als "Schlampe" beschimpft und bekam regelmäßig Nachrichten, in denen wildfremde Leute mit ihr Sex forderten. Die Polizei legte das Cybermobbing schnell zu den Akten, sie fanden keine Schuldigen. April 2013 nahm sich Rehtaeh das Leben. Der Fall wure anschließend neu aufgerollt, auch weil die Hacker-Gruppe Anonymous drohte, die Namen der Vergewaltiger zu veröffentlichen. Für die Jugendliche leider zu spät...
Cybermobbing-Fall 4: Der "Facebook-Mord"
Niederlande, 2012: Ein 14-Jähriger hat ein gleichaltriges Mädchen erstochen. Der Jugendliche wurde für den Auftragsmord sogar bezahlt. Er soll zwischen 50 bis 100 Euro dafür bekommen haben. Angefangen hatte alles auf Facebook. Das Opfer Winsie († 14) hat dort Geschichten verbreitet, dass ihre ehemalige Freundin Polly Sex mit mehreren Jungen hatte. Polly hat das nicht gefallen und so hat sie mit ihrem Freund den Mord geplant und den Täter angeheuert. Der Täter klingelte an der Haustür von Winsie, sie machte auf und wurde mit einem Messer in Hals, Gesicht und Händen gestochen. Winsie starb fünf Tage später im Krankenhaus. Der Täter wurde zu einem Jahr Jugendgefängnis und drei Jahren Zwangstherapie verurteilt. Die beiden Anstifter zum Mord wurden zu jeweils zwei Jahren Jugendhaft und Therapie verurteilt.
Cybermobbing-Fall 5: Weil er schwul war, verlor er alle seine Freunde
USA, 2012: Kenneth Weishuhn (†14) war neu an seiner Highschool. Er hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er schwul ist. Er hatte einen Pinterest-Account, auf dem er regelmäßig Bilder teilte, die schwule Pärchen zeigten. Auch zeigte er offen, dass er auf Justin Bieber oder Louis Tomlinson von One Direction stand. Trotzdem wurden ihm immer wieder Hass-Nachrichten geschickt. Sogar auf seinem Handy gingen immer wieder Anrufe mit Todes-Drohungen ein. Als seine Mutter ihn auf das Problem anspricht, winkt er einfach nur ab. So schlimm sei es ja nicht. Kenneth war sehr beliebt, doch als er sich als schwul outete, änderte sich das schlagartig: Seine ehemaligen Freunde haben sogar eine Anti-Schwulen-Gruppe auf Facebook gegründet. Kenneth nahm sich aufgrund des Internet-Mobbing im April 2012 das Leben.
Was kann ich gegen Cybermobbing tun?
Zu allererst: Fang selbst erst gar nicht damit an oder hör sofort auf, wenn du dich nach dem Lesen des Artikels dabei erwischt hast, schon mal solche Cybermobbing-Nachrichten verschickt zu haben!🙏🏻 Verschwende deine Energie nicht damit, andere fertig zu machen, sondern konzentriere dich lieber auf deine Ziele und deine Freunde. Jede/r sollte so leben dürfen, wie er/sie möchte, ohne dafür verurteilt, beleidigt oder bedroht zu werden. Bist oder wirst du zum Opfer gilt immer: Glaub nicht, was in den Messages steht, ziehe dich nicht zurück, sondern sprich mit jemandem darüber zum Beispiel deinen Freunden, deiner Familie, einem Vertrauenslehrer oder wende dich (wenn du willst sogar ganz anonym) an eine Hilfsorganisation wie die "Nummer gegen Kummer". Es ist kein Problem, um Hile zu bitten und du bist nicht allein damit! Um dich und andere vor Mobbing im Internet zu schützen, gibt's zum Beispiel schon extra Instagram-Funktionen oder du kannst aktiv bei Projekten gegen Mobbing wie etwa #Bloggergegenmobber mitmachen. Wenn wir uns alle gegen den Hate im Netz einsetzen, werden wir ihn irgendwann besiegen!