Corona Homeschooling: Noten, Unterricht, Zeugnisse – was ist erlaubt?
Corona-Chaos an Schulen: Abschlussprüfungen und Jahreszeugnisse stehen auf der Kippe. Schüler*innen leiden unter schlechten Noten und Ungerechtigkeit. Ist das alles eigentlich rechtens?
Schüler*innen müssen wegen der Corona-Pandemie einiges ertragen: schlechte Internet-Lehrpläne, chaotische Homeschooling-Regelungen und Noten-Chaos. Guten Unterricht? Das erleben wohl sehr wenige Schüler*innen in den letzten Monaten. Doch die Folgen – schlechte Noten, schlechte (bis gar keine?) Abschlüsse und Chaos – tragen die Jugendlichen. Fair klingt das nicht – aber ist das überhaupt erlaubt?
Corona: Noten im Homeschooling erlaubt?
Nach einer Umfrage auf Instagram (@bravomagazin) gibt fast die Hälfte der Befragten (1025 von 2383 Usern) zu, dass die Noten im Unterricht zuhause schlechter ausfallen würden. Doch dürfen Schüler*innen überhaupt danach bewertet werden, was sie im Homeschooling selbst erarbeiten mussten? Ja – aber nur zum Teil. Andreas Zoller, Anwalt für Schulrecht, zu BRAVO: „Die Bewertungen der Leistungen im Distanzunterricht sind in jedem Bundesland unterschiedlich. Grundsätzlich zeichnet sich bisher aber ein Schema ab, dass mündliche Leistungen im Distanzunterricht bewertet werden, schriftliche Leistungen aber in der Schule erbracht werden sollen.“
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Corona-Unterricht: schriftliche Prüfungen möglich?
Abschlussklassen gehen vor und sollen so weit wie möglich in die Schulen kommen, wenn es die Corona-Lage des jeweiligen Bundeslandes zulässt. Je näher das Schuljahresende heranrückt, desto deutlicher wird, dass vor allem die Abschlussprüfungen in vielen Bundesländern die Schüler*innen auf eine harte Probe stellen werden. Sogar von einer Absage der Abitur-Prüfungen ist die Rede . . . Nähere Informationen findest du stets auf den Webseiten der Kultusministerien deines Bundeslandes. Aber es wird getrickst und verschoben, so irgend möglich! Zu gefährlich sei eine Rückkehr an die Schulen bei der aktuellen Pandemie-Lage, heißt es von Experten. Doch das Verschieben von Prüfungen ist nicht unendlich möglich . . .
Corona-Pandemie: kein Halbjahreszeugnis?
Neben den Abschlusspürungen stehen auch die Jahreszeugnisse 2021 an – für die auch schriftlich erbrachte Noten notwendig wären. Die können wegen Corona aber eventuell gar nicht in der Schule geschrieben werden. „Wenn jetzt längere Zeit Distanzunterricht stattfindet wird man sehen, ob dann nicht auch schriftliche Leistungen künftig von zu Hause erbracht werden“, so Zoller. Doch wie soll eine zuhause geschriebene schriftliche Prüfung von den Lehrern bewertet werden? Viel Zeit um Lösungen zu finden bleibt nicht. Und hier wächst der Druck: „Schriftliche Leistungen müssen nach dem Ende eines Leistungsblocks erbracht werden“, erklärt Zoller. Das heißt: die Prüfungen müssen zeitnah erfolgen und können nicht irgendwann nachgeholt werden. Wie genau der Plan hier sein soll, bleibt abzuwarten.
Corona: guter Unterricht möglich?
Was ist guter Unterricht? Vereinfacht gesagt spiegelt sich guter Unterricht in den Noten der Schüler wider. Ob ein guter Unterricht in der aktuellen Lage aber möglich ist, ist zu bezweifeln. Anwalt für Schulrecht Andreas Zoller: „Ich denke, dass die Leistungen durch den Distanzunterricht schlechter werden, liegt auf der Hand. Das Hauptproblem neben der fehlenden technischen Ausstattung und den teils beengten häuslichen Verhältnissen ist, dass die Lehrpläne nicht auf Distanzunterricht ausgerichtet sind.“ Der Unterricht und der Stoff, der an den Schulen vermittelt werden soll, ist an eine Interaktion in der Klassensituation ausgerichtet – und das kann im Distanzunterricht nur teilweise erfolgen. „Die Schüler müssen sich also deutlich mehr selbst erarbeiten“, erklärt Zoller – und das ist für viele Schüler*innen schlicht nicht zu bewältigen. Die Folge: kein guter Unterricht und schlechtere Schulnoten.
Corona Unterricht: Sind Noten fair?
Oft leider nicht! Schüler*innen in ganz Deutschland müssen mit den aktuellen Corona-Regeln und dem Distanzunterricht klarkommen. Doch nicht immer wird auf die schwere Situation Rücksicht genommen. Schulrechtsanwalt Zoller: „Einige Kultusminister haben zu großzügigen Bewertungen angehalten. Das führte dazu, dass es manche Lehrer so machten, andere aber nicht – was zu noch mehr Ungleichheit führte.“ Unterricht zu Corona-Zeiten – noch immer kein gelöstes Problem! „Es gab keine Vorbereitung für den Distanzunterricht“ erklärt Zoller, „Wobei man hierzu natürlich anmerken muss, dass die Schuld der Politik und der Schulen in etwa gleich sein dürfte, da die Schulen wussten, dass es möglicherweise erneute Schließungen gibt. Dass der Distanzunterricht unzureichend ist, dürfte übereinstimmend feststehen und wurde auch in der Politik und den Medien die letzten Monate so kommuniziert.“
Hinweis: Die BRAVO Redaktion engagiert sich seit über 60 Jahren für die Belange von Jugendlichen in Deutschland. Dennoch ersetzt unsere Beratung keinen Besuch beim Anwalt, sondern soll nur die aktelle Lage widerspiegeln. Bei Problemen oder Fragen solltest du also immer Informationen von offiziellen Stellen oder einer Rechtsberatung einholen.