Who T* F* did I marry: So erkennt man pathologische Lügner!

TikTok Chefs könnten sich in den letzten Tagen gewundert haben, warum Millionen Menschen nicht mehr über ihre FY-Page scrollen, sondern stattdessen die Playlist „Who TF (The F*ck) did I Marry“ (dt.: Wen zum Teufel hab ich geheiratet?) von Creatorin @ReesaTeesa gucken bzw. hören.

In über 50 Teilen erzählt @ReesaTeesa (hier gehts zur Playlist auf Tiktok) auf TikTok und Instagram ihre „Liebes“-Geschichte mit dem Lügner „Legion“.  Die zwischen sechs und zehn Minuten langen Videos erreichen bis zu je 26 Millionen Menschen (Stand 22. Feb. 2024).

Schon jetzt wird spekuliert, dass es nicht lange dauern kann, bis Netflix eine True-Crime-Doku zu der verrückten Geschichte produziert...

Bis es soweit ist: Gucken müssen Interessierte die Videos nicht, denn Reesa erzählt ihre Geschichte wie einen Podcast. Also: Playlist an – und durchsuchten.

Achtung, wer die Videos gerade verfolgt: Hier wird es jetzt einige Spoiler geben. Wenn du dir Reesas Story nicht verderben willst, scrolle zum nächsten Absatz, in dem erklärt wird, wie man pathologische Lügner wie „Legion“ erkennen kann!

In ihrer Reihe „Who the f*ck did I marry” berichtet die TikTok Creatorin aus Atlanta im US-Bundessaat Georgia, dass sie Anfang 2020 über eine Dating-Seite einen Mann kennenlernte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb gut und waren beide auch auf eine ernste Beziehung aus.

Dann kam der Corona Lockdown, den beide – trotzdem sie sich noch nicht lange kannten – in Reesas Wohnung verbrachten.

Eigentlich der Beginn einer cuten Love-Story, könnte man meinen – aber der fremde Mann in Reesas Wohnung sollte sich als Albtraum entpuppen.

Nach einiger Zeit bemerkte Reesa immer mehr eigenartige „Besonderheiten“ rund um „Legion“, wie sie den Mann in ihren Videos nennt (dabei handelt es sich um einen Decknamen, nicht seinen echten).

Reesa und „Legion“ planten eine gemeinsame Zukunft, wollten heiraten, sich Haus und Autos kaufen. Deswegen unternahm Reesa zunächst keine weiteren Schritte und tat „Legions“ komische Storys zunächst als schrullig ab. Reesa glaubte an die Liebe!

„Legion“ gab immer wieder an, dass er einst Profi-Sportler gewesen sei und aus dieser Zeit über viel Geld verfüge. Außerdem sei er in einer Firma als Abteilungsleiter angestellt, wo er sehr gut verdienen würde. Über Geld würde er also verfügen. So dachte Reesa…

Aber: Haus- und Autokäufe platzen. Immer wieder kam irgendetwas dazwischen. Reesa begann an "Legions" angeblichem Vermögen zu zweifeln. Auch nachdem die beiden heirateten, wollte der Mann seine finanzielle Situation nicht klar offenlegen.

Die eigenartigen Vorfälle häuften sich. Erst später begann Reesa dann doch über ihren Mann zu recherchieren und rief seine Ex-Frauen und Verwandte an. Und die erzählten ihr eine ganz andere Story:

„Legion“ soll weder reich sein noch einen gut bezahlten Job haben. Im Gegenteil: Vielen schuldete er angeblich Geld! Die Leute berichteten, dass „Legion“ als Lügner bekannt sei. Statt einem gut bezahlten Job, war er wohl arbeitslos. Über Monate soll „Legion“ zu einem Arbeitsplatz gegangen sein, den es gar nicht gab.

Er erzählte von Kollegen, die es nicht gegeben haben soll. Menschen und Familien-Mitglieder, von denen „Legion“ über Wochen Reesa erzählt hatte: Nicht echt. Wie Reesa sagt, erfand „Legion“ Freunde, Kollegen, Familie, Jobs, Geld – log wohl auch über angebliche Corona Todesfälle in seiner Familie!

Nach und nach erkannte die Frau, dass nahezu alles, was sie in den letzten Monaten von ihrem Mann gehört hatte, eine Lüge gewesen zu sein scheint!

Das Ende der Story: Reesa gelang es, sich von „Legion“ scheiden zu lassen. Inklusive Polizei Einsatz und Drohungen. 

Die ganze „Love“- und Lügen-Story dauerte lediglich etwas mehr als ein Jahr an, hinterließ bei Reesa aber ein tiefes Trauma. Sie zog um, begann ein neues Leben.

„Menschen, die ich kennen lerne, kann ich nicht mehr vertrauen“, so Reesa. Mit ihrem TikTok-„Podcast“ versucht sie die Geschichte zu verarbeiten und will Frauen vor Männern wie „Legion“ warnen.

Reesa gibt selbst zu: Sie hätte viel früher auf ihr Bauchgefühl hören sollen. Sie hätte sich eingestehen müssen, dass bei ihrem Partner „etwas nicht stimmt“. Reesa erklärt, dass sie viel früher seine verrückten Geschichten hätte kontrollieren sollen.

Aber wie kann man Lügner wie „Legion“ erkennen und entlarven? Und was kann man machen, wenn man den Verdacht hat, von einem Menschen durchgehend angelogen zu werden?

Ein pathologischer Lügner (und natürlich auch Lügnerinnen) sind Menschen, die zwanghaft lügen. Das heißt: Sie können nicht anders und lügen ständig. Die Gründe dafür sind psychologisch und vielfältig. Hier ist die Hilfe von Expert*innen gefragt.

Aber: Diese Lügen sind keine kleinen Flunkereien, sondern können das Leben der Täter*innen, sowie das Leben ihrer Mitmenschen stark beeinträchtigen und auch gefährlich sein! Auch „Legion“ endete selbst im Unglück, wie Reesa in ihren letzten Videos erzählt…

Tatsächlich ist es oft leider schwer, diese pathologischen Lügner zu erkennen, da sie – durch jahrelanges Training in Sachen Lügen – sehr gut täuschen und manipulieren können!

Anzeichen eines pathologischen Lügners:

Die folgenden Anzeichen können, müssen aber nicht, auf einen pathologischen – also zwanghaften – Lügner hindeuten. Bei Reesas Story kamen die meisten Verhaltensweisen bei „Legion“ aber vor.

• Es wird sehr oft und unnötig gelogen: Pathologische Lügner wie „Legion“ lügen nicht nur in wichtigen Punkten des Lebens, wie Vermögen oder Ex-Beziehungen. Sie erfinden auch random ganz belanglose Storys. So „telefonierte“ Legion ständig mit Menschen die es gar nicht gab. Er war also mit niemandem am Telefon – er tat nur so. Zudem erfand er Storys aus dem Leben dieser nicht existierenden Menschen, erzählte von Grillpartys oder Geburtstagen… Belangloses Zeug, dass er nicht erfinden hätte müssen, es aber tat.

• Widersprüchliche Aussagen und Manipulationen: Da pathologische Lügner*innen eigentlich immer Lügen, verstricken sie sich in ihren Storys, sodass die Geschichten nach einer Weile nur schwer zusammenpassen. Werden sie erwischt, zögern pathologische Lügner*innen aber keine Sekunde, neue Lügen zu erfinden, um ihr Gegenüber weiter zu manipulieren.

  „Legion“ etwa gab an studiert zu haben, doch als Reesa ihn darauf ansprach, dass die Universität keine Unterlagen zu ihm habe, erfand er die Story, dass er „inkognito“ studiert habe. Klingt strange – IST strange!

• Geschichten werden detailliert ausgeschmückt: Zwanghafte Lügner erfinden ihre Geschichten bis in die kleinsten Details. Dabei schmücken sie ihre Lügen so dermaßen aus, dass sie unglaubwürdig wirken. „Legion“ erzählte etwa besonders detailliert über plötzliche und dramatische Corona Todesfälle in der Familie.

• Mangel an Schamgefühl: Werden pathologische Lügner*innen erwischt, zeigen die meisten keine Reue oder Schuld. Stattdessen gehen sie oft in den Verteidigungsmodus über. „Legion“ wurde von Reesa dabei erwischt, wie er anzügliche Nachtrichten mit anderen Frauen austauschte. Das gab er sofort zu, entschuldigte sich oberflächlich und sagte dann ganz schamlos, dass eine Entschuldigung reichen müsse und er sich Vorwürfe zu seinem Fehltritt nicht „ständig anhören müsse“.

   

Reesa gibt in ihren Videos zu der Reihe „Who TF did I marry“ selbst zu, schon früh Anzeichen und red flags 🚩 erkannt zu haben – aber sie habe die Augen vor der Wahrheit verschlossen, sagt sie. Das bereut sie heute sehr!

Immerhin: Sie heiratete „Legion“, hätte aber fast auch ein Haus und Autos mit ihm gekauft und beinahe ein gemeinsames Kind mit ihm gehabt…

Ihre Geschichte hätte finanziell und familiär noch VIEL SCHLIMMER enden können!

Aber was hätte Reesa tun können? 

Wer das Gefühl hat, ständig belogen zu werden sollte aktiv versuchen, den Lügen auf den Grund zu gehen und den/die Lügner*in zu entlarven!

Wichtig an der Stelle: Dabei sollte man sich nie in Gefahr begeben. Wer die Befürchtung hat, dass eine Auseinandersetzung gefährlich werden könnte: Lass es! Sucht euch stattdessen professionelle Hilfe wie bei Therapeuten oder auch den Behörden!

„Legion“ wurde nach Reesas Aussagen ihr gegenüber nicht handgreiflich – zumindest erzählt sie davon nichts. Aber: In die Enge gedrängte Lügner*innen könnten auch körperlich gefährlich werden. Wer sich darüber Sorgen macht, sollte eine Konfrontation bleiben lassen und sich zunächst bei Freunden, Familie, Hilfestellen oder Behörden Unterstützung suchen.

Ansonsten kannst du Lügner eventuell wie folgt entlarven:

• Stell Fragen zu bestimmten Aussagen, die deiner Meinung nach nicht zusammenpassen und verfolge konzentriert, welche Punkte dabei nicht stimmen können. Achte auf Widersprüche und plötzliche neue Infos, von denen vorher nie die Rede war.

• Überprüfe Fakten: Versuch Informationen, die dir gegeben werden zu kontrollieren.

• Achte auf die Körpersprache: Pathologische Lügner wirken sehr selbstbewusst – auch, wenn sie gerade Lügen. Aber nonverbale Signale wie die Vermeidung von Blickkontakten oder nervöses Zappeln können dennoch Anzeichen für Lügen sein!

• Vertraue auf dein Bauchgefühl: Auch Reesa bestätigt, dass sie von Anfang an ein komisches Bauchgefühl gehabt habe. Es lohnt sich darauf zu vertrauen! Wenn du das Gefühl hast, dass „etwas nicht stimmt“, tu dir selbst den Gefallen und geh dieser Vermutung auf den Grund.

Nicht jeder Mensch, der lügt, ist gleich ein pathologischer Lügner. Gelegentliches Lügen ist ein normales menschliches Verhalten.

Immerhin: Die meisten lügen schon, wenn sie gefragt werden, wie es ihnen geht… Es gibt Studien, in denen festgestellt wurde, dass Menschen bis zu 200 Mal am Tag lügen – und trotzdem ist das noch als normal einzustufen.

Normale Lügner zeichnen sich durch folgende Verhaltensweisen aus:

• Werden sie beim Lügen erwischt, fühlen sich die Menschen schuldig

• Es handelt sich um gelegentliches Lügen etwa um sich selbst oder andere Menschen zu schützen – oder um etwas (vermeidlich) superwichtiges erreichen zu können

• Die Lügen sind in den meisten Fällen harmlos und haben keine schlimmen Auswirkungen auf das eigene Leben oder das ihrer Beziehungen

• Normale Lügner sind in der Lage die Wahrheit zu erzählen, wenn sie dazu aufgefordert werden

   

Pathologische Lügner*innen hingegen

• Lügen zwanghaft, also sehr, SEHR oft und damit auch häufig über belanglose Dinge

• Die Lügen sind sehr komplex und detailliert

• Werden sie erwischt, zeigen pathologische Lügner kein Schamgefühl

• Menschen werden manipuliert und getäuscht, um Lügen zu vertuschen

• Selbst wenn sie als Lügner geoutet sind, erzählen sie weiter Lügen und erfinden einfach neue Storys

   

Hinweis:

Pathologisches Lügen ist eine schwerwiegende psychologische Störung und muss therapeutisch begleitet und behandelt werden. Auch den betroffenen Menschen aus dem Umfeld pathologischer Lügner wird eine Therapie empfohlen. 

Wenn du oder eine dir nahestehende Person dringend Hilfe benötigt, wende dich bitte umgehend an folgende Anlaufstelle: telefonseelsorge.de | Telefon 0800 111 0 111