Titanic Tauchboot Drama: Kein (großes) Mitleid auf den sozialen Medien
Das vermisste Titanic Tauchboot sorgt für unfassbar viel Aufmerksamkeit. Ist das verkehrt? Viele Menschen auf den sozialen Medien finden "ja"...
Titanic Tauchboot vermisst
Wir machen es kurz, denn jeder weiß es: Am Sonntag, den 18.6. brach das Tauchboot "Titan" vom privat finanzierten Unternehmen OceanGate zu einer Tauchfahrt zur Titanic in knapp 3.800 Meter Tiefe auf. Nach zwei Stunden brach der Kontakt ab – und die fünf Insassen werden verzweifelt gesucht.
Ein Ausflug zum Wrack der 1912 gesunkenen Titanic – ein Unglück, das 1.500 Menschen in den Tod riss – kostet 250.000 Dollar und leisten können sich das nur Menschen mit viel Geld.
An Bord sind:
Der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet, der laut US-Berichten Milliardär sein soll
Der britische Abenteurer Hamish Harding, ebenfalls angeblich Milliardär
Der britisch-pakistanischen Geschäftsmann Shahzada Dawood ist einer der reichsten Männer Pakistans. Ebenfalls an Board der Titan ist dessen 19-jähriger Sohn Suleman
Stockton Rush, den Gründer und Chef der Betreiberfirma OceanGate, soll "nur" mehrfacher Millionär sein.
So denken Menschen im Internet darüber
Eines vorneweg: Unglücke sind in JEDEM Fall schrecklich und die Angst, die Familien – und natürlich die Betroffenen selbst – durchleben müssen, wünscht man niemandem.
Fakt ist aber: Der Fall "Titan" bekommt WAHNSINNG GROßE Aufmerksamkeit.
Aber: Ist das angemessen?
Denn andere Menschen, die ebenfalls tragische Geschichten zu erzählen haben, bekommen viel weniger Aufmerksamkeit oder Mitgefühl.
Und so werden Stimmen auf den sozialen Medien wie TikTok oder Instagram laut, die eben genau dieses Problem ansprechen.
Hinweis: Wir werden diese Videos und Inhalte NICHT hier zeigen, um keinen Hate oder Wut auf diese Accounts zu lenken – geben aber ihre Meinungen wieder.
Wir suchen nur nach dummen Reichen?
Eine Userin auf TikTok deren Clip fast zwei Millionen Views und über 400.000 Likes (nach 20 Stunden) hat, fragt:
"Ich wünschte, wir hätten die gleiche Energie, nach den 5.000 einheimischen Frauen zu suchen, die in nur einem Jahr verschwunden sind – wie wir es bei fünf Millionären in einer Röhre machen, die freiwillig da runtergefahren sind und sich der Risiken bewusst waren (...) Also, wir bringen all diese Mittel auf, dieses Boot voller Idioten zu suchen aber wir kümmern uns nicht um die 5.000 Unschuldigen, die einfach verschwunden sind?"
Die Userin nimmt dabei wohl Bezug auf (sogar) 5.712 Fälle allein aus dem Jahr 2016 die laut dem National Crime Information Center in Nordamerika verschwunden sind. Dabei handelt es sich um Frauen und Mädchen aus den American Indian und Alaska Native Communties. Offiziell meldete das U.S. Department of Justice aber "nur" 116 Fälle.
In den Kommentaren wird klar gemacht: Wenn es um 5 reiche Männer geht, die bei einem spektakulären Abenteuer verschwinden dreht die Welt durch. Wenn Mädchen und Frauen aus oft armen First Nations Familien verschwinden, interessiert es nicht viele.
Niemand interessiert sich für die ertrunkenen Flüchtlinge
Ebenfalls – auf mehreren Kanälen und mittlerweile auch auf einigen News-Portalen zu lesen – wurde Stimmen laut, die bemängeln, dass das Mitgefühl der Öffentlichkeit gegenüber den reichen U-Boot Touristen größer zu sein scheint als bei ertrunkenen Flüchtlingen. Laut Statista sind seit 2014 mehr als 26.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Mindestens...
Gerade erst vor ein paar Tagen sollen beim Sinken eines überfüllten Schlepperboots mehrere hundert Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer vor der Küste Griechenlands ertrunken sein. Im Vergleich zu der "Titan" Berichterstattung halten sich die Artikel über derartige Tragödien auf den großen News-Webseiten aber in Grenzen.
In Frage gestellt wird in diesem Zusammenhang auf den sozialen Medien auch, ob bei der Rettung von Flüchtlingen ähnliche XL-Rettungsaktionen organisiert werden, wie bei der "Titan"...
Immerhin: Mehrere Nationen sind an der Suche des Titanic-U-Boots beteiligt. Glaubt man Berichten, gehen die Kosten dafür in die Millionen. Dem Unternehmen OceanGate wird aber zumindest von der U.S. Seenotrettung wohl "keine Rechnung dafür geschickt", wie die Washington Post berichtet.
Die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer durch NGOs (Organisationen, die unabhängig von Regierungen arbeiten = Non Government Organisation) ist zu großen Teilen über Spenden finanziert.
Zuletzt gab unsere deutsche Regierung 8 Millionen Euro Unterstützungs-Gelder frei – mit denen der Verein United4Rescue aber bis 2026 (also 2 Millionen JÄHRLICH um tausende zu rettende Menschen) haushalten muss.
Keine Frauen auf Titanic Tauchfahrt
Ebenfalls ein virales Video (2,5 Millionen Views und über 415.000 Likes nach 16 Stunden) gibt folgendes wieder:
"Wisst ihr, wer nicht auf dem Grund des Ozeans ist?", fragt eine Userin, "Frauen".
Das kurze Statement wird unterschiedlich interpretiert:
Zum einen finden sich viele Kommentare, die der Auffassung sind, dass Frauen schlicht zu schlau sind, sich freiwillig in eine solch gefährliche Situation zu bringen.
Zum anderen, ist auch anzumerken, dass laut Statista nur knapp 13% aller Milliardäre weltweit Frauen sind.
Weitere Kommentare überlegen, ob wohl ähnlich heftig über den Fall berichtet werden würde, wenn statt der Männer fünf Frauen an Bord wären...
Fazit zum Titanic U-Boot Drama
Wer den Fall "Titan" verfolgt, muss jetzt kein schlechtes Gewissen haben. Allerdings sollte jedem bewusst sein, dass dieses Unglück – wenn auch schrecklich – wohl doch sehr übertriebene Aufmerksamkeit in den Nachrichten-Medien und im Internet bekommt.
Aber vielleicht hat das auch sein Gutes: Denn die auf den sozialen Medien angesprochenen Kritik-Punkte oben bekommen im Zusammenhang dadurch auch (wieder) mehr Aufmerksamkeit.