Stefanie Giesinger & Zeina Nassar über Freundschaft, Sport und Girl Power??

Ihr unterscheidet euch in vielen Dingen, wie zum Beispiel in eurem Look oder eurem Job. Ist es gut, wenn Freunde nicht total gleich ticken?

Stefanie: Ich weiß noch, wie wir nach unserem ersten gemeinsamen Box-Training  stundenlang gequatscht haben. Ich hatte das Gefühl, wir hätten noch zehn Stunden weiterreden können. Das ist nämlich genau das Coole, wenn man so unterschiedlich ist: Man hat sich viel zu erzählen! Ich fand es interessant zu erfahren, wie Zeinas Alltag so abläuft. Und sie hat mir viele Fragen zu meinem Job gestellt. So kann man sehr viel voneinander lernen. Es ist echt schön sich weiterzuentwickeln durch Menschen, die einen inspirieren.

Zeina: Genau so ist es. Ich lasse mich vor allem von Menschen inspirieren, die für etwas kämpfen. Ich hatte das Gefühl, Steffi und ich kennen uns schon seit zehn Jahren. Wir beide arbeiten in so unterschiedlichen Bereichen, und trotzdem haben wir Gemeinsamkeiten. Das finde ich immer ganz spannend, wenn man sich trifft, gleich total gut versteht, aber auch Neues voneinander lernen kann.

Und was genau sind denn eure Gemeinsamkeiten?

Zeina: Natürlich vor allem der Sport.🏋?‍??

Stefanie: Abgesehen davon haben wir aber auch viel darüber gequatscht, wie wir so zur Familie stehen und zu Freunden, und wie unsere Einstellung zum Leben ist. Generell ist Sport das, was uns am meisten verbindet. Sport ist nicht nur so irgendein Topic, sondern es ist etwas, das uns jeden Tag begleitet!

Was denkt ihr, was der Sport leisten kann, wenn es um die Themen „Female Empowerment“ und „Girls Support Girls“ geht?

Stefanie: Es ist ja leider immer noch so, dass die Sportwelt vor allem durch Männer vertreten ist. Unsere Verpflichtung als Frauen sehe ich darin, andere Frauen zu motivieren, auch Sport zu machen. Bei mir eine der ersten Fragen, wenn ich jemanden kennenlerne: „Hey, machst du Sport?“. Und dann: „Lass mal zusammen laufen gehen!“. Man kann Gemeinsamkeiten finden durch den Sport und andere Frauen oder Mädchen dazu inspirieren. Ich wünschte mir, dass ich mit 12 oder 13 schon gewusst hätte, wie wichtig Sport für mich ist. Dann hätte ich es damals auch gemacht …

Zeina: Bei mir ist das genauso. Mir haben früher weibliche Sport-Vorbilder gefehlt. Auch heute mangelt es noch an Aufmerksamkeit, Anerkennung und Support für Mädchen. Ich finde es schön, wenn man sich gemeinsam pusht und wächst. Es geht ja nicht immer nur um Konkurrenz und Wettkampf. Mir hat der Sport unglaublich viel Selbstvertrauen gegeben. Das versuche ich auch so zu vermitteln und andere zum Sport zu pushen. Du bekommst viele Werte vermittelt. Deswegen freue ich mich über jedes Mädchen, das mit Sport anfängt. Man muss ja auch kein Champion werden. Es geht einfach darum, dass man zusammenkommt, egal wie du aussiehst, egal welche Sprache du sprichst. Letztendlich hat man ein gemeinsames Ziel und das ist Sport machen.👯‍??

Was bedeutet der Nike-Slogan „Du tust es nie nur für dich“ für euch persönlich?

Zeina: Als ich mit dem Boxen angefangen habe, durfte ich wegen der Wettkampfbestimmungen mit dem Kopftuch nicht boxen. Die wurden 2013 für mich geändert und da dachte ich: Cool, jetzt kann ich das tun! Mir ist dann aufgefallen, dass ich nicht die einzige bin, die Boxen kann, sondern alle Frauen. Und da war mir klar, dass man es nicht nur für sich tut. Ich habe eine neue Zielgruppe eröffnen und andere animieren können, mit dem Sport anzufangen.

Stefanie: Ich konnte nicht so viel erreichen wie Zeina, aber ich bin ja auch ein Vorbild für viele junge Mädchen. Es mir mir wichtig, mich beim Sport so zu zeigen, wie ich wirklich bin: ungeschminkt und ungestylt. Ich bin ein Mädchen, das Sport macht, sehe aus wie eine Tomate und schwitze …! Aber man muss kein Influencer sein, um andere zum Sport zu bewegen Sport. Wenn dich deine Freundin fragt: „Was machst du morgen?“ und du sagst: „Ich geh laufen“, dann ist sie vielleicht dabei.

Bei den Mädchen geht es oft darum, den perfekten Körper zu bekommen …

Zeina: Es sind ja unglaublich viele Aspekte, die der Sport mit sich bringt: Er hilft zum Beispiel Stress zu bewältigen, den Kopf frei zu kriegen, neue Energie zu sammeln und konzentrierter zu sein.🧘‍??

Stefanie: Die perfekte Figur gibt es ja außerdem gar nicht. Natürlich kann man an seinem Körper arbeiten, aber das sollte eher an zweiter Stelle kommen. An erster Stelle stehst du selbst: Was willst du für dich erreichen, nicht für die Außenwelt. Es ändert sich ja nicht nur die Form des Körpers, sondern Sport ist gut für die physische und mentale Gesundheit, für die Entwicklung und fürs Selbstbewusstsein.

Es gibt ja immer noch Leute, die von Männer- und Frauensportarten sprechen. Was sagt ihr dazu?

Stefanie: Ganz einfach: Wir haben 2019, Leute! Ich finde, es sollte gar nicht mehr unterschieden werden, welche Klamotten ein Mann oder eine Frau tragen darf. Jeder darf das machen, tragen und sagen, was er möchte. Meinungsfreiheit und Entscheidungsfreiheit. Das ist doch das Geile an der Welt, das wir machen dürfen, worauf wir Bock haben!

Zeina: In einer Zeit, in der alles möglich ist, sollten wir auch alles möglich machen. Und wenn du dir ein Ziel setzt, musst du alles dafür tun, das zu erreichen. Du musst fokussiert bleiben und einfach mal was ausprobieren. Gar nicht so viel drüber nachdenken, sondern einfach den Mut haben, den ersten Schritt zu machen. Man lernt aus jeder Situation.

Stefanie: Das ist so cool, dass Zeina boxt und das so öffentlich und erfolgreich macht, weil sie dadurch ein Vorbild für viele Mädchen ist, für die Boxen bisher eher unerreichbar erschienen ist. Als ich klein war, war das für mich eine reine Männersportart.

Zeina: Und Ich hatte total Lust darauf, habe es einfach gemacht und mich dadurch total weiterentwickelt.🥊

Was sagt ihr den Mädchen, die meinen, Sport sei nichts für sie?

Stefanie: Mit Freunden mitmachen, egal was! Wenn meine Freunde auf einen Ski-Trip gehen, fahr ich einfach mal mit, obwohl ich noch nie Skifahren war.? Einfach aktiv sein und die Angst bewältigen. Jeder war mal Anfänger! Wir alle haben Angst, aus unserer Komfortzone rauszukommen. Aber: „You never know until you try“.

Zeina: Da stimme ich voll zu. Einfach mal machen. Just do it. Und am besten jemanden mitnehmen, damit man nicht alleine ist. Man lernt aus jeder Situation. Es ist einfach wichtig, dass du selbst an dich glaubst, du dir selbst treu bleibst. Und denk dran, dass man nicht alles an einem Tag schaffen kann. Am ersten Tag konnte ich nicht mal einen Liegestütz machen, jetzt schaffe ich 50 am Stück …🤸‍??

Und wie bleibt man dran am Sport, wenn man ihn mit Schule, Arbeit, Freunden unter einen Hut kriegen muss?

Stefanie: Routine finden! Also festlegen, zum Beispiel: Ich mach das immer nachmittags am Montag, Donnerstag und Sonntag. Und am besten ist es, eine Squad zu finden, Freunde, die auf dem gleichen Level sind wie du. Dann zieht ihr immer an einem Strang und dann motiviert man sich gegenseitig. Das macht echt Spaß!🙌🏻

Den kompletten Girls Talk findet ihr übrigens auch als IGTV auf unserer Insta-Page!